Vierachsiger Landwirtschaftswagen

Auf unserer Demonstrationsstrecke befindet sich ein vierachsiger Dolberg-Feldbahnwagen. Dieser wurde um 1910 gebaut und an den Landwirtschaftsbetrieb der damaligen „Anstalt Freistatt“ heutige Diakonie Freistatt bei Diepholz geliefert.

Diese Einrichtung, 1899 als ein Nebenbetrieb der Bethelschen Anstalten in Bielefeld zur sog. Fürsorgeerziehung Jugendlicher gegründet, setzte diesen Wagen bis ca. 1955 bei den Kartoffel- und Rübenernten ein. Später gelangte der Wagen zum Torfwerk der Anstalt Freistatt, die diesen Wagen mit Sitzbänken versah und für den Besucherverkehr einsetzte. Im Sommer 2002 hat das Münsterländische Feldbahnmuseum e.V. diesen Wagen übernommen.

Die Landwirtschaft gehörten zu den frühen Einsatzgebieten der Feldbahnen. Vor allem große Gutshöfe mit ausgedehnten Ländereien beschafften transportable Feldbahnanlagen, um die Ernte wetterunabhängig einbringen zu können. Abgesehen von dem vom Gutshof ausgehenden Stammgleis wurden die Anbauflächen bedarfsweise durch leichtes, sog. „fliegendes“, von Hand zu verlegenes Gleis erschlossen.

Im nordwestdeutschen Raum gab es nur wenige bekannte Landwirtschaftsbetriebe, die sich Feldbahnen bedienten. Neben dem Gutshof Clausheide bei Nordhorn, ursprünglich als Mustergut für die Firma Krupp erbaut, wurde beim Gut Freistatt der v. Bodelschwingschen Stiftungen Bethel in Freistatt auf Feldbahnen zurückgegriffen. Gebaut wurde das Gut als ein Nebenbetrieb der Bethelschen Anstalten in Bielefeld zur sog. Fürsorgeerziehung Jugendlicher. Beim Bau des ausgehenten Gutes entstand eine umfangreiche Feldbahnanlage, die alle Teile der Landwirtschaft und der Anstalt untereinander verband. Aus dem Gut heraus führten Stammstrecken zu den Anbauflächen, ins Moor, zum 1901 erbauten Torfwerk und zum Haltepunkt Freistatt an der Bahnlinie Diepholz-Sulingen.

Aus dem Gut Freistatt stammt auch unser vierachsigen Landwirtschaftswagen, der allerdings im Laufe der Jahrzehnt einige Umbauten über sich ergehen lassen musste. Ursprünglich zur Einfuhr von Feldfrüchten konzipiert, wurde der Wagen später im Torfwerk als Personenwagen für den Arbeiter- oder Besucherverkehr umfunktioniert. 1995 wurde das 1982 erneuerte Torfwerk aus Gründen des Umweltschutzes stillgelegt. Im Sommer 2002 hat das Münsterländische Feldbahnmuseum e.V. diesen Wagen übernommen.

Quellen:
Industriekultur, Heft 1/ 2020
www.heimkinder-überlebende.org

Festlich gekleidete Menschen nutzen die Feldbahn der Bethelschen Anstalten für eine Ausfahrt.
Der zweite Wagen dürfte unser Landwirtschaftswagen sein. Um 1965

Werbung der Firma Dolberg für den Einsatz von Feldbahnen in der Landwirtschaft. Um 1900.

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