… im Münsterland

Viele der beschriebenen Einsatzmöglichkeiten der Feldbahnen finden sich auch im Münsterland wieder:

  • Die weitverbreiteten Ziegeleien des Münsterlandes erforderten Feldbahnen zum Lehmtransport von der Grube zum Ziegelwerk.
  • Im Norden und Westen des Münsterlandes fand ein bescheidener Torfabbau statt. Der Torf wurde gestochen oder abgefräst und mit der Feldbahn zum Torfwerk transportiert. Im Emsland war der Torfabbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
  • Der Kies- und Sandtransport zwischen „Baggersee“ und Verladung waren ebenfalls eine Domäne der Feldbahnen. Besonders ausgeprägt waren Sand- und Kiesgruben im Bereich des Münsterländer Kiessandrücken, der von Beckum an Münster und Steinfurt vorbei bis nach Schüttorf reicht.
  • Die Kalk- und Sandsteinindustrie setze ebenfalls auf Feldbahnen als Transportmittel zwischen Steinbruch und den verarbeitenden Steinwerken. Im Beckumer Revier und an den Südausläufern des Teutoburger Waldes findet bis heute Kalksteinabbau statt. Die Sandsteinindustrie im Teutoburger Wald und in den Baumbergen bedient sich heute noch der begehrten Sandsteine als Baumaterial.
  • Feldbahnen zur Enttrümmerung der Städte wurden nachweislich in Münster, Osnabrück und in Stadtlohn betrieben.
  • In der Bauindustrie waren Feldbahnen auf Großbaustellen für den Erdtransport anzutreffen. Bauwerke wie zahlreichen Eisenbahnen und Kanäle, aber auch Militärflugplätze, Brückenbauten, der Lengericher Tunnel waren ohne Feldbahneinsatz nur schwerlich denkbar.

Im untertägigen Steinkohlebergbau im Ibbenbürener Revier und im Ruhrgebiet wurden untertägig Grubenbahnen für den Transport von Kohle, Arbeitsmaterial und Bergleuten eingesetzt. Untertägiger Erzbergbau war ebenso an den Ausläufern des Teutoburger Waldes anzutreffen. Nicht zu vergessen der Strontianitbergbau, der um 1920 für wenige Jahrzehnte das südöstliche Münsterland in eine Golfrausch versetzte. Jedes dieser Bergwerke bediente sich mehr- oder weniger umfangreichen Grubenbahnen, je nach Größenordnung auch mit Lokomotivbetrieb.

All diese Feldbahnen und Grubenbahnen erlebten ihre Blütezeit bis in die 1950-er Jahre. Nur wenige Betriebe, vornehmlich in der emsländischen Torfwirtschaft, setzen heute noch Feldbahnen ein. Die letzte dauerhafte Feldbahn im Münsterland verschwand mit der Stillegung des Steinkohlenbergwerks in Ibbenbüren 2018.

Im Münsterland wurde auch fortschrittliche Feldbahntechnologie entwickelt:
Die Rheiner Maschinenfabrik Windhoff AG beeinflusste in den Jahren 1920 bis 1955 mit fortschrittlichen Konstruktionen maßgeblich die technische Entwicklung des Lokomotivbaus. Mit eigens entwickelten und produzierten Lokomotivmotoren und -getrieben setzte Windhoff bemerkenswerte Impulse beim Bau von normal- und schmalspurigen Motorlokomotiven. Erst mit dem allgemeinen Verschwinden der Feldbahnen in den 50er Jahren stellte Windhoff nach über 600 gebauten Feld- und Rangierlokomotiven auch die Produktion ein.

Windhoff Bahn- und Anlagentechnik GmbH
www.windhoff.de

Windhoff – Lokomotivbaugeschichte bei Jens Merte
www.lokhersteller.de

Ein Prospekt der Firma Windhoff aus den 1950er-Jahren zeigt die angebotenen Standardtypen. 1957 wurde die Lokomotivproduktion aufgegeben.
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