Pferdeförderung auf Feldbahnen und Grubenbahnen

Mit dem Auftreten der ersten Feldbahnen in der Landwirtschaft um 1870 war das Pferd das natürliche Zugmittel für die Landwirtschaftswagen. Pferde waren ohnehin als Arbeitstiere auf dem Hof und konnten auch für das Ziehen der Feldbahnzüge eingesetzt werden. Zudem reichte „1 PS“ durchweg aus, um 3 beladene Rüben- oder Kartoffelwagen zu ziehen.

Auch in der Steine- und Erdenindustrie, z.B. in Ziegeleien und Steinbrüchen, wurden im 19. Jahrhundert Pferde als Zugtiere auf Feldbahnen eingesetzt. Erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts standen den Betrieben zuverlässige und preiswerte Dampf- und Motorlokomotiven zur Verfügung. Gleichermaßen erhöhten sich mit zunehmender Industrialisierung der Betriebe die Leistungsansprüche, so dass ein Pferd bald nicht mehr ausreichte. So wurde das Pferd auf den Feldbahnen langsam von Lokomotiven abgelöst, so wie auch in der Landwirtschaft das Pferd vom Traktor ersetzt wurde.

Mehr als 100 Jahre wurden Pferde auch im Steinkohlebergbau des Ruhrgebiet und des Ibbenbürener Reviers eingesetzt. Erstmals zum Einsatz kamen sie um 1850. Sie transportierten Kohlen, Berge sowie sämtliche Materialien, die unter Tage benötigt wurden. Je nach Stockmaß und Körperbau zog ein Pferd bis zu 10 Wagen. Besonders beliebt waren Isländer und Shetlandponys, denn sie waren trittsicher, klein, kräftig und besaßen ein fügsames Gemüt. Außerhalb ihres Einsatzes wurden für die Pferde schachnah am Füllort untertage Ställe eingerichtet, wo die Pferde fürsorglich von Bergleuten mit Einstreu, Wasser und Heu versorgt wurden. So manche Kameradschaft zwischen Menschen und Tier wurde gepflegt; so manches Butterbrot geteilt.

Ab 1900 lösten erste Lokomotiven die Grubenpferde in der untertätigen Förderung ab. Zur Blütezeit des Einsatzes von Grubenpferden waren allein im Ruhrgebiet mehr als 8.000 Pferde im Einsatz; noch 1956 wurden etwa 400 Grubenpferde im Ruhrbergbau eingesetzt. In Deutschland verließ am 22. Juni 1966 das letzte deutsche Grubenpferd namens Tobias die Recklinghauser Zeche General Blumenthal. Auf einigen kleineren Gruben Deutschlands kamen Grubenpferde im Tagesförderbetrieb noch bis Anfang der 1970er Jahre zum Einsatz.

„Unser“ Esel stand als bunter Werbeträger in der Stadt Wesel und kam 2007 zu uns. Nach artgerechter Umlackierung dokumentiert dieser das älteste Zugmittel auf Feldbahnschienen und hat als pflegeleichtes Zugtier eines Förderwagens sein Gnadenbrot bei uns gefunden.  

(Quelle: Steinkohle, Heft 05/2011)

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